Vero – Hype oder neuer Star am Social Media Himmel?

Von 0 auf 100: Seit gut einer Woche wird Vero, eine neue Art von Social Medium, gerade in Influencer-Kreisen extrem gehyped. Lohnt es sich auch für Sie, Zeit in die App, die schon als das nächste Instagram oder Facebook bezeichnet wird, zu investieren? Wir geben eine Einschätzung aus Onlinemarketing-Sicht.

Wir als Onlinemarketing-Agentur verfolgen natürlich die Trends in der Social Media Branche genau. Dennoch sind wir oft vorsichtig bei Empfehlungen an unsere Kunden bezüglich neuer Social Networks. Denn so schnell der Hype startet, so schnell kann er auch vorbei sein. Und so schnell kostet die Präsenz mehr Geld als sie einbringt. Dennoch: Die Social Media App Vero haben wir uns einmal genauer angesehen, verspricht sie doch nichts geringeres als ein „wahres“ (lat. verum) Social Network zu sein, das bald in der Liga der großen Player wie Instagram und Facebook mitspielen könnte.

Vero – was ist das?

Startbildschirm von Vero

Der Vero-Startbildschirm.

Vero existiert seit 2015 und war zunächst vor allem in der Gamer-Szene bekannt. Aufgrund der Algorithmus-Änderungen von Facebook und Instagram in den vergangenen Wochen (siehe auch Social Media Trends 2018) waren viele User auf der Suche nach einer Alternative. Einer Alternative, die alle Posts anzeigt und bei der kein Algorithmus die bevorzugten Beiträge auswählt. Eine Alternative ohne Unmengen an Werbung.

So wurde Vero quasi über Nacht zum Shootingstar der Social Media Szene: Man vermutet, dass sich alleine in den vergangenen Tagen rund eine halbe Million Menschen bei der App angemeldet haben. Ob dieser plötzliche Boom tatsächlich rein organisch oder befeuert durch eine verdeckte Influencer-Kampagne entstanden ist, ist dabei umstritten. Was sicher ist: Es ist angekündigt, dass nur die erste Million Nutzer das Social Network dauerhaft kostenfrei nutzen kann. Danach soll eine Art Bezahlmodell etabliert werden, genaueres ist aber noch nicht bekannt.

Die Funktionsweise der App ist sozusagen eine Mischung aus Facebook und Instagram: Man kann sowohl Bilder als auch Texte und Links teilen, Videos aufnehmen und Orte empfehlen. Was dabei fehlt, ist die Story-Funktion für kurze Live-Videos, die nach 24 Stunden automatisch verschwinden.

Möglichkeiten für Posts bei Vero

Möglichkeiten für Posts bei Vero

Was spricht für Vero?

Posten an Freunde, Bekannte und Follower bei Vero Einstellung

Wer welche Inhalte sieht, kann man bei Vero selbst entscheiden.

Diese vereinte Funktionsweise ist einer der größten Vorteile der App. Anders als bei Instagram kann man auch Links und Orte teilen. Anders als bei Facebook gibt es eine deutliche Verschlagwortung mit Hashtags. Wie bei Pinterest kann man interessante Links und Fotos in Ordnern sammeln. Zudem gibt es eine klare Unterteilung in Zielgruppen: Enge Freunde, Freunde, Bekannte und reine Follower können jeweils anderen Content sehen.

Für viele DER Grund schlechthin, zu Vero zu wechseln: In diesem Social Network gibt es (noch?) keine Werbung und die Posts werden chronologisch ausgespielt. So ist man jederzeit im Bilde, was Freunde und Bekannte teilen und verpasst garantiert keine Nachricht.

Was spricht gegen Vero?

Der Feed von Vero erinnert an Instagram, nur chronologisch geordnet

So sieht der Feed von Vero aus.

Dennoch ist nicht klar, wie lange die Werbefreiheit und die chronologische Ordnung der Posts noch funktionieren kann. Auch Instagram war in den Anfangsjahren chronologisch geordnet und werbefrei. Mit steigenden Nutzerzahlen steigt jedoch die Notwendigkeit, Ordnung in die Datenmenge zu bringen. Insofern ist Vero zwar am Anfang in dieser Hinsicht „besser“ als Facebook und Instagram – wie lange das jedoch so bleibt, ist nicht klar.

Zwar beschweren sich viele Nutzer über die Instabilität der App, aber dieses Problem wird sich über kurz oder lang von selbst regulieren, wenn die Server an die neue Nutzerflut angepasst sind. Dieser Aspekt ist also kein Grund, Vero nicht zu nutzen – man sollte lediglich etwas Geduld mitbringen, bis die „Kinderkrankheiten“ beseitigt sind.

Schon problematischer ist für viele Nutzer das Thema Datenschutz. Denn obwohl es keinen Algorithmus gibt und daher (noch?) keine Daten über das Nutzungsverhalten gesammelt werden, muss man eine Telefonnummer zur Registrierung angeben. Zudem behält sich Vero die Nutzungsrechte der hochgeladenen Bilder vor. Das ist allerdings auch bei alle anderen Social Networks so. Insofern ist Vero in Sachen Daten-Nutzung weder besser noch schlechter als andere Apps.

Heiß diskutiert wird auch der Gründer der App. Ayman Hariri ist der Sohn des früheren libanesischen Ministerpräsidenten und er war an Saudi Oger, einer saudiarabischen Baufirma mit zweifelhaftem Ruf, beteiligt. Inwiefern Nutzer damit ein moralisches Problem haben, ist jedem selbst überlassen.

Wie kann ich Vero als Unternehmen nutzen?

Interessant für Unternehmen ist die Frage, ob sich Vero für Business-Nutzer lohnt. Hier gibt es generell zwei mögliche Engagement-Varianten: Zum einen kann man über Influencer Werbung machen, zum anderen selbst ein Profil anlegen.

Der Vorteil an Influencer Marketing: Im Vergleich zu Instagram und Facebook erreicht man so die komplette Followerschaft des jeweiligen Influencers. Kein Algorithmus spielt die Posts nur an wenige Follower aus, sondern jeder hat die gleiche Chance, den Sponsored Post zu sehen. Auch wenn die Followerzahlen auf Vero bisher eher klein sind, kann sich ein genaues hinsehen lohnen. Denn selbst bei relativ kleinen Zielgruppen kann die Zahl der realen Kontakte deutlich größer sein als z.B. bei Instagram.

Blog Profil bei Vero

Ein Profil bei Vero.

Die andere Variante ist eine eigene Präsenz als Unternehmen. Hier soll es einen „Buy Now“ Button für eigene Produkte geben, die über einen Umweg eben doch Werbung ermöglichen. Insofern lohnt es sich für alle Unternehmen, die bereits bei Instagram erfolgreich sind, Vero näher zu betrachten. Hier kann man in jedem Post einfach Produktlinks unterbringen. Einziger Nachteil: Die Zielgruppe der potentiellen Käufer muss erst auf einen aufmerksam werden, da es keine Werbung gibt. Deshalb sollte man gerade am Anfang viel mit möglichen Followern interagieren. Kurz: Im Grunde gelten dieselben Regeln für den Erfolg wie bei Instagram.

Fazit – für wen lohnt sich Vero?

Ob Vero nur ein kurzfristiger Trend oder doch ein langfristiges Erfolgskonzept ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer sagen. Wir empfehlen derzeit nur Unternehmen mit „fortgeschrittener“ Social Media Präsenz und einem Endverbraucher-tauglichen Produkt, hier Zeit zu investieren. Für kommende Influencer-Kampagnen sollten Sie Vero ebenfalls auf dem Schirm behalten.

Alle Unternehmen, die rein B2B arbeiten oder bisher wenig Erfahrung mit Social Media haben, sollten zunächst einmal abwarten, wie sich die App weiterentwickelt.

Wenn Sie Unterstützung beim Aufbau von Vero benötigen, nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf und wir begleiten Sie bei den ersten Schritten im neuen Social Network oder vermitteln auf Wunsch Influencer.

Fotos: private Screenshots, Titelbild: Tim Zankert / unsplash.org

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